Mach dir die Welt wie sie dir gefällt!

Wie du ohne „Überforderung“ auskommen kannst – egal, was los ist.

Über Forderungen an dein eigenes Denken und Handeln wird neues Erleben möglich.

Ich liebe Wortspiele und auch die Variante, zusammengesetzte Wörter auseinanderzunehmen, um ihre Bedeutung auf diese Weise neu und für mich und andere hilfreich zu formulieren.

Überforderung = über und Forderung

In dem Wort „über“ gibt es sprachlich eine räumliche, zeitliche und auch eine kausale Variante, die auf einen Grund oder auf ein Abhängigkeitsverhältnis hinweist („wegen“). Das „über“ in Überforderung impliziert, dass jemand oder etwas mich fordert oder auch, dass Raum und Zeit damit etwas zu tun haben, oder gar dafür verantwortlich sind.

Das Wort „fordern“ bedeutet, etwas von jemandem zu verlangen oder jemandem zum Zweikampf herausfordern (bildlich).

Setzen wir die Wörter wieder zusammen, Überforderung, werden u.a. diese Begriffe damit verbunden: Problem, Schwierigkeit, schwierige Aufgabe, Herausforderung, Baustelle und Challenge.

Im Folgenden beschreibe ich, warum du, egal in welchem Kontext, Einfluss auf diese Überforderung hast, auch auf die deiner Umwelt, und was dafür nötig ist, „über Forderungen“ an dich selbst einen Wandel im Fühlen, Denken und Handeln herbeizuführen.

Themen wie permanente Veränderungen, große Unsicherheiten, keinerlei Vorhersagbarkeit, hohe Komplexität, Mehrdeutigkeit und dann auch noch die durch Covid 19 bedingte Distanz und Digitalisierung, lassen dich im besten Fall tief durchatmen, innehalten und über positive Veränderungen nachdenken, aber das ist oftmals nicht die Realität.

Durch die gefühlte Überforderung auf allen Ebenen wird zudem sehr häufig gejammert, gemeckert und Schuldige werden im Außen gesucht, anstatt direkt in die Ressourcen- und Lösungsorientierung zu gehen.

Druck und Stress werden so immer größer. Die Überforderung wird von dir möglicherweise ins „Außen” abgeschoben, als etwas betrachtet, wofür man nichts kann und woran man auch nichts ändern kann. Machtlosigkeit macht sich breit – das bedeutet die „Lösung vom Machen.“ Puuhhh!

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Menschen aus der Überforderung begleiten

Möglicherweise startet alles mit dem Gedanken, dass Menschen ein Gefühl dafür entwickeln können, dass sie jederzeit die Möglichkeit haben, ihre Situation zu beeinflussen. Die Formulierung ihre Situation, ist allerdings wieder, schon in Gedanken und eher unbemerkt, eine Übertragung ins Außen. Zielführender und gelingender ist die Formulierung: „Meine Situation ist veränderbar“.

Oder, aus einer systemischen Haltung heraus gesprochen: Probleme sind Lösungsversuche des Systems, die noch nicht gelungen sind. Da lebendige, soziale Systeme (z.B. Familie, Freundeskreis, Verein, Unternehmen, Team etc.) nur im Sinn haben, sich zu erhalten/stabilisieren/zu heilen und/oder sich (weiter-) zu entwickeln, ist durch die Überforderung erkennbar, dass das System anklopft und sich verändern möchte. Diese Haltung verändert den Fokus der Aufmerksamkeit auf das, was machbar ist und nicht auf das, was nicht funktioniert. Doch was nun?

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Pippi Langstrumpf, das bin ich! 

Das Außen kann dich nicht überfordern, sondern nur dein Umgang mit dem, was gerade geschieht.

In den Worten von Pippi Langstrumpf: „Ich mach mir die Welt, so wie sie mir gefällt“.

Das ist einer meiner Lieblingssätze dieser lebenstüchtigen jungen Dame.

Mit solchen Worten und Sätzen konfrontiere ich Menschen, um sie wachzurütteln und darauf aufmerksam zu machen, dass sie die „Bestimmer“ ihrer Wahrnehmungen und Wirklichkeiten sind.

Sie empfinden solche oder ähnliche Äußerungen auf den ersten Blick manchmal als provokant und reagieren gereizt oder fast gekränkt, so, als wollte ich ihre Problematik nicht ernst nehmen. Doch beim zweiten Hinschauen nehmen sie sich durch diese Sichtweise als handlungsfähiger wahr.

Sie beginnen damit, ihre Themen durch die systemisch-konstruktivistische „Pippi-Langstrumpf-Brille“ anzusehen. Die Folge davon ist, dass sie so gestärkt in die Selbstverantwortung gehen können.

Wir sind der Kern und wachsen von innen nach außen 

Forderungen an uns selbst vermeiden Überforderungen! Wir alle kommen nicht darum herum, zuerst bei und mit uns zu starten. Das ist so einfach und doch nicht leicht, deshalb wird es häufig vernachlässigt oder gar vergessen.

In der Natur wächst alles von innen nach außen, und so ist es auch bei uns. Der Begriff Autopoiese (aus dem Altgriechischen, auto = selbst und poiein = schaffen, bauen wurde von Humberto R. Maturana, einem chilenischen Neurobiologen, geprägt und beschreibt die Selbsterschaffung/-erhaltung, das Wachstum oder auch die Heilung eines biologischen Systems. In meiner systemischen Arbeit als Coach arbeite ich autopoietisch, d.h., ich starte mit Menschen immer im Zentrum des Geschehens unter dem Motto: „Der Kern bin ich“. Das bedeutet, ich stelle u.a. die Frage: „Über welche Forderungen an mich selbst schaffe ich es, gar nicht erst in eine Überforderung zu kommen?“

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Finde über folgende Fragen heraus, was dein Erleben positiv beeinflusst und dich in die gewünschte Richtung wachsen lässt:  
      1. Was stärkt mich/Selbstfürsorge?
      2. Was fehlt mir?
      3. Was lasse ich zu und was darf ich loslassen?
      4. Womit begrenze ich mich?
      5. Was sind die Heraus-Forderungen im Außen und wie geh ich damit um?
Was stärkt mich?

Zuerst muss ein jeder für sich selbst sorgen und sich stärken. Dazu ist es notwendig und unumgänglich, in die Selbstreflexion zu gehen. Es bedarf einer Bestandsaufnahme, um zu ermitteln, was mich stärkt, was mir Energie gibt, um darauf vorbereitet zu sein, was im Außen auf mich wirkt. Ganz oft erlebe ich an dieser Stelle, dass Menschen völlig vernachlässigt haben, was sie brauchen, um sich, ganz einfach ausgedrückt, gut zu fühlen.

Fazit: Mach mehr von dem, was dir guttut! Achte auf Deine Selbstfürsorge!

Was fehlt mir?

Häufig ist es unsichtbar und nicht auffindbar, was uns zur Stärkung und zum Wohlbefinden noch fehlt – möglicherweise, weil wir nicht danach schauen oder suchen. Je mehr wir auf die Suche gehen, in uns hineinhorchen, umso erfolgreicher werden wir feststellen, welche unserer Bedürfnisse wir noch befriedigen dürfen. Dafür müssen wir uns jedoch die Zeit nehmen. Dies ist wertvoll und zielführend, damit wir das erleben, was wir leben möchten. Schöpfe aus den vielfältigen Möglichkeiten – vielleicht fällt Dir spontan schon etwas ein?

Was lasse ich zu und was darf ich loslassen?

Ich selbst entscheide, wieviel ich zulasse und wann ich wie zur Verfügung stehe. Es gilt, aus dem Gefühl der Ohnmacht heraus zu treten und ins „Machen“ zu kommen. Setze Grenzen und schaff dir eine Struktur, in der du nicht permanent erreichbar und für alles ansprechbar bist. Frage dich in dem Zusammenhang auch, wofür es wichtig war, dass du bestimmte Verhaltensweisen bis jetzt so gelebt hast. Entlasse diejenigen, welche von dir heute nicht mehr gebraucht werden bzw. dich nicht mehr unterstützen oder sogar behindern.

Womit begrenze ich mich?

Erkenne deine Grenzen, die du dir selbst täglich setzt. Dafür sorgen oftmals Glaubenssätze und „Innere Antreiber“. Die Selbstreflexion darüber und die Auseinandersetzung damit ist sehr hilfreich, um auf Deine Ressourcen und Lösungen zurückgreifen zu können, die außerhalb deiner selbst gesetzten Grenzen oder nicht sichtbar oder unerreichbar sind. Dafür musst du deine Glaubenssätze aufspüren, die dich in automatisierte, reflexartige Verhaltensweisen verfallen lassen, mit denen du dich selbst überforderst. Ich höre oft folgenden Glaubenssatz: „Nur wenn ich die Aufgabe selbst erledige, ist das Ergebnis perfekt.“ Hier sehen wir nicht nur den Glaubenssatz, sondern gleichzeitig einen Inneren Antreiber: „Sei immer perfekt!“

Was sind die Herausforderungen im Außen und wie gehe ich damit um?

Das ist die letzte Frage, die ich mir stelle. Was ist draußen los? Wer fordert was und wie gehe ich damit um?

Nach deiner Stärkung, Ergänzung von Neuem, dem Loslassen von Begrenzendem und nicht mehr Benötigtem, schaust Du, was sich nun anders entwickeln darf, wenn Du auf die Forderungen im Außen schaust. Dafür bist du dein eigener Experte. Dies gestaltet sich so individuell, wie Du einzigartig bist.

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Abschließend noch einmal der Blick durch die systemische „Pippi-Langstrumpf-Brille“: 

Durch diesen veränderten Blick auf deine Welt hast du eine große Chance, die Überforderung als deine zu betrachten. Somit kannst du diese beeinflussen und von dir selbst fordern, was für dich passend und zieldienlich ist. Damit lebst du in deiner Welt, wo nur du entscheidest, was du von dir forderst und nicht, wer oder was dich über-fordert.

Literatur:

Sarica, Ruth Maria: Gesunde Führung in der VUKA-Welt. Orientierung, Entwicklung und Umsetzung in die Praxis. Haufe, Freiburg

Maturana, Humberto R.; Varela, Francisco J.: Der Baum der Erkenntnis. Die biologischen Wurzeln menschlichen Erkennens. Fischer, Frankfurt/Main, 2009.

Luhmann, Niklas: Soziale Systeme. Grundriss einer allgemeinen Theorie. Suhrkamp, Frankfurt/Main, 1984.

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